Twin City Liner: Mit attraktiver Preisgestaltung Auslastung verbessern

15. November 2024 – Der Rechnungshof prüfte die Central Danube Region Marketing & Development GmbH

Twin City Liner Wien - Copyright: Foto: Rechnungshof

Der Twin City Liner ist ein Schnellkatamaran und verkehrt durchschnittlich 1.200-mal im Jahr zwischen Wien und Bratislava. Er beförderte im Jahr 2023 rund 183.000 Fahrgäste. Betrieben wird er von der Central Danube Region Marketing & Development GmbH (CDR) mit Sitz in Wien. Die CDR steht zu 50 Prozent im Eigentum der Wien Holding GmbH und zu 50 Prozent im Eigentum eines privaten Unternehmens. Der Rechnungshof prüfte die CDR im Zuge einer Stichprobe. Mit einem vom Rechnungshof berechneten durchschnittlichen Ticketpreis von 43,10 Euro pro Fahrt im Jahr 2024 ist der Twin City Liner eher im touristischen Segment angesiedelt und mit anderen Verkehrsmitteln nicht konkurrenzfähig. Der Rechnungshof empfiehlt, die Preisstruktur anzupassen. Eine weitere Empfehlung: Die Wien Holding soll prüfen, ob eine Integration der Personenschifffahrt der CDR in die DDSG wirtschaftlich vorteilhaft sein könnte. Die DDSG, kurz für DDSG BLUE DANUBE SCHIFFAHRT GMBH, ist ebenfalls im 50-Prozent-Eigentum der Wien Holding. Beide Unternehmen sind in der Personenschifffahrt tätig und arbeiten bereits eng zusammen. Der überprüfte Zeitraum umfasste die Jahre 2019 bis 2023.

Die CDR setzt fast ausschließlich nautisches und technisches Personal von der DDSG ein. Darüber hinaus verkauft die DDSG an ihren Verkaufsstellen Tickets für den Twin City Liner. Die zwei Unternehmen, die zu je 50 Prozent im Eigentum der Wien Holding stehen, verfolgen den gleichen Unternehmenszweck: die Personenschifffahrt. In Anbetracht dessen lautet die Empfehlung an die Wien Holding, eine Integration der Personenschifffahrt der CDR in die DDSG zu prüfen.

Ticketpreise mit anderen Verkehrsmitteln nicht konkurrenzfähig

Die Fahrten des Twin City Liners, der regulär von Ende März bis Anfang November im Einsatz ist, waren unterschiedlich stark ausgelastet. So waren typischerweise die Fahrten in der Früh von Wien nach Bratislava und am späten Nachmittag von Bratislava nach Wien gut, die Gegenfahrten hingegen schlecht gebucht. Die Auslastung im Jahr 2023 betrug 67 Prozent. Der vom Rechnungshof berechnete durchschnittliche Ticketpreis im Jahr 2024 von 43,10 Euro für eine Fahrt von Wien nach Bratislava war eher im touristischen Segment angesiedelt und mit einer alternativen Fahrt per Bahn, Bus oder Pkw nicht konkurrenzfähig. Auch wählten Fahrgäste, die für die Strecke von Wien nach Bratislava den Twin City Liner nützten, für den Rückweg ein anderes Verkehrsmittel. Kombitickets, etwa die Hin- und Rückfahrt zu vergünstigten Preisen, Vergünstigungen für schwach ausgelastete Strecken oder Pakete mit Tourismusangeboten in Wien oder Bratislava gab es nicht. Der Rechnungshof empfiehlt, die Preisstruktur des Twin City Liners weiterzuentwickeln und im Zuge dessen eine Preisgestaltung, die an der Nachfrage orientiert ist, umzusetzen.

Inserate-Schaltungen teilweise nicht nachvollziehbar

Auch ein Marketingkonzept ist zu erstellen, empfiehlt der Rechnungshof, da eine Marketingstrategie und Marketingziele, die auf einer definierten Zielgruppe
auf­bauen, im überprüften Zeitraum fehlten. Durch ein Marketingkonzept könnte ein möglichst effizienter Mitteleinsatz des Werbe- und PR-Aufwands sichergestellt werden. Denn die CDR überschritt die Budgetansätze für Werbe- und PR-Aufwand erheblich, etwa im Jahr 2023 um 95 Prozent. Das Werbebudget betrug laut Budgetbeschluss 150.000 Euro, laut Jahresabschluss wurden im Jahr 2023 aber 292.297 Euro ausgegeben. Auch waren für den Rechnungshof Werbeaktivitäten der CDR in den Bereichen Sport- und Veranstaltungssponsoring sowie Inseratenschaltungen in Nischenmedien am Ende der Saison nicht nachvollziehbar.

Projektcontrolling bei CDR erforderlich

Die wirtschaftliche Entwicklung der CDR war in den Jahren 2019 bis 2023 durch massive Umsatzeinbrüche infolge der COVID-19-Pandemie gekennzeichnet. So betrugen die Umsatzerlöse 2021 nur 0,46 Millionen Euro und stiegen bis 2023 auf 6,36 Millionen Euro an. Im überprüften Zeitraum verfolgte die CDR verschiedene Projekte, zum Beispiel eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Twin City Liners. Der Rechnungshof merkt kritisch an, dass die CDR für ihre Projekte über kein Projekt- beziehungsweise Kostencontrolling verfügte. Dadurch hatte sie keinen Überblick über die entstandenen internen Kosten der einzelnen Projekte.


Presseinformation: Central Danube Region Marketing & Development GmbH


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Umfang: 
56 Seiten

Bericht: Central Danube Region Marketing & Development GmbH

Der Rechnungshof überprüfte im Jänner und Februar 2024 die Gebarung der Central Danube Region Marketing & Development GmbH, um die Rechtmäßigkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit der Aufgabenerfüllung der Gesellschaft zu beurteilen. Der überprüfte Zeitraum umfasste im Wesentlichen die Jahre 2019 bis 2023. Der Prüfungsgegenstand wurde aufgrund einer Stichprobe nach dem Zufallsprinzip ausgewählt.

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