Enge Zusammenarbeit im Bereich der Pathologie in Tirol erforderlich

Der Rechnungshof prüfte die Innpath GmbH, die pathologische Leistungen insbesondere für das Landeskrankenhaus (LKH) Innsbruck erbringt. In seinem heute veröffentlichten Bericht „INNPATH GmbH“ kritisiert der Rechnungshof unter anderem, dass sich der Aufwand der Tirol Kliniken GmbH für pathologische Leistungen nach Gründung der Innpath GmbH für das LKH Innsbruck erhöhte, von 2,29 Millionen Euro im Jahr 2017 auf 9,63 Millionen Euro im Jahr 2023. Davor hatte das LKH pathologische Leistungen überwiegend von der Medizinischen Universität Innsbruck in Anspruch genommen. Die Ausgaben der Innpath GmbH für medizinische Fremdleistungen stiegen auf 1,93 Millionen Euro im Jahr 2023. Ein weiterer Kritikpunkt: mögliche Interessenkonflikte und In-sich-Geschäfte durch Geschäftsbeziehungen der Innpath GmbH insbesondere zu einem Unternehmen eines ihrer Geschäftsführer. Der Rechnungshof empfiehlt der Innpath GmbH, der Tirol Kliniken GmbH und der Medizinischen Universität Innsbruck, zeitnah eine enge Zusammenarbeit bei der Erbringung pathologischer Leistungen anzustreben. Die Pathologie ist als Querschnittsfach umfassend in die Patientenversorgung eingebunden und nimmt auch in der Krebsdiagnostik und -behandlung eine wichtige Rolle ein. Der überprüfte Zeitraum umfasste im Wesentlichen die Jahre 2018 (Gründung der Innpath GmbH) bis 2023.
Gründung der Innpath GmbH nach Differenzen mit der Medizinischen Universität
Zum Hintergrund: Die Medizinische Universität Innsbruck erbrachte seit 1987 pathologische Leistungen für das LKH Innsbruck; im November 2016 stellte sie die Leistungen ein. Grund waren langjährige Differenzen mit der Tirol Kliniken GmbH, dem Träger des LKH Innsbruck, etwa über die Qualität der Leistungen oder eine Vertragsanpassung mit Umstellung auf marktkonforme Leistungsvergütung. Die Tirol Kliniken GmbH kooperierte in der Folge – ohne schriftlichen Vertrag – mit einem privaten Labor. Dessen Betreiber wurde einer der Geschäftsführer der Innpath GmbH, die die Tirol Kliniken GmbH im Juni 2018 gründete. In den Folgejahren gab es zahlreiche Bemühungen für eine Kooperation zwischen Innpath GmbH beziehungsweise Tirol Kliniken GmbH und Medizinischer Universität Innsbruck. Diese blieben großteils erfolglos.
Die Folgen: Die dringend erforderliche Facharztausbildung fand in Tirol über mehrere Jahre nicht statt. Die Medizinische Universität Innsbruck führte in ihrem pathologischen Institut mangels Zuweisungen kaum mehr Befundungen durch, was sich auch auf Forschung und Lehre auswirkte.
Der Rechnungshof vertritt die Ansicht, dass eine Auslagerung von pathologischen Leistungen an nicht-öffentliche Einrichtungen und eine damit verbundene Abhängigkeit des öffentlichen Krankenanstaltenbereichs Risiken für Qualität, Leistungssicherheit, Pathologenausbildung und Finanzierbarkeit bergen. Er empfiehlt daher der Innpath GmbH, der Tirol Kliniken GmbH und der Medizinischen Universität Innsbruck, zeitnah eine enge Zusammenarbeit bei der Erbringung pathologischer Leistungen anzustreben. Im Sinne größtmöglicher Effizienz und Transparenz, eines optimalen Mitteleinsatzes sowie angesichts des fachärztlichen Personalmangels und des Kostenanstiegs für pathologische Leistungen bei der Tirol Kliniken GmbH sollten Synergien genutzt werden, empfehlen die Prüferinnen und Prüfer.
Innpath GmbH: Verbesserungsbedarf bei Werkverträgen, Vergaben und Nebenbeschäftigungen
Die Einrichtung der Innpath als GmbH sollte es laut Tirol Kliniken GmbH auch ermöglichen, durch marktkonforme Gehälter ausreichend ärztliches Personal rekrutieren zu können. Die Gehälter für Oberärztinnen und Oberärzte waren bei der Innpath um bis zu 50 Prozent höher als bei der Tirol Kliniken GmbH. Trotz der Aufstockung des Personals lagerte die Innpath GmbH in nennenswertem Umfang pathologische Leistungen zum Beispiel durch Werkverträge aus, etwa um Expertise in bestimmten Bereichen zuzukaufen. Die Mängel, die der Rechnungshof dabei feststellte, betrafen unter anderem die Anwendung des Vergaberechts oder auch die Kontrolle der Honorarnoten.
Der Rechnungshof kritisiert auch Geschäftsbeziehungen der Innpath GmbH zu einem privaten Labor eines ihrer Geschäftsführer zum Beispiel wegen möglicher Interessenkonflikte und In-sich-Geschäfte. Dieser Geschäftsführer der Innpath GmbH war gleichzeitig Betreiber des Labors. So schloss die Innpath GmbH 2018 mit dem Labor einen Werkvertrag für die Randzeitenabdeckung und leistete dafür bis 2023 insgesamt rund 530.000 Euro. Das vor dem Hintergrund, dass im Dienstvertrag mit dem Geschäftsführer Mehrdienstleistungen – auch nachts und am Wochenende – vereinbart waren. Verbesserungsbedarf gibt es auch bei der Meldung und Genehmigung von Nebenbeschäftigungen. Der Geschäftsführer hatte neben der Vollzeitbeschäftigung als Facharzt bei der Innpath GmbH und der Tätigkeit als deren Geschäftsführer – für beides war keine Mindestanwesenheit vor Ort vereinbart – im Juli 2024 sieben Nebenbeschäftigungen. Teilweise handelte es sich dabei um Pathologie-Institute.
Pauschale Leistungsentgelte der Tirol Kliniken GmbH an die Innpath GmbH nahmen zu
Die Tirol Kliniken GmbH galt die Leistungen der Innpath GmbH für das LKH Innsbruck pauschal ab. Diese Pauschalentgelte leiteten sich aus den tatsächlichen Aufwendungen der Innpath GmbH ab und wurden – mit dem Ziel der Kostendeckung – jährlich im Nachhinein festgelegt. Die Innpath GmbH verrechnete an die Tirol Kliniken GmbH vor allem eine Tagespauschale für die allgemeine pathologische Versorgung sowie eine Tagespauschale für die Molekularpathologie. Erstere stieg von 2018 bis 2023 um 90 Prozent auf 28.900 Euro, jene für die Molekularpathologie von 2020 bis 2023 um 237 Prozent auf 8.080 Euro. Der Rechnungshof empfiehlt der Innpath GmbH und der Tirol Kliniken GmbH, die Gründe für die deutlich gestiegenen pauschalen Leistungsentgelte zu analysieren und Maßnahmen zur Kostendämpfung umzusetzen.
Aufwendungen für pathologische Leistungen stark angestiegen
Die Aufwendungen für das LKH Innsbruck für pathologische Leistungen stiegen von 2017 bis 2023 auf mehr als das Vierfache: 2017 betrugen sie 2,29 Millionen Euro und 2023 9,63 Millionen Euro, wobei zum Beispiel die Eingliederung der Gynäkopathologie in die Innpath GmbH zu berücksichtigen ist. Von diesen 9,63 Millionen Euro entfielen 97 Prozent auf die Innpath GmbH. Auch die Aufwendungen für pathologische Leistungen bei den anderen Krankenanstalten der Tirol Kliniken GmbH, LKH Hall und LKH Hochzierl-Natters, stiegen stark an. Die geplante Integration dieser Leistungen in die Innpath GmbH war noch offen. Auch hier empfiehlt der Rechnungshof, Maßnahmen zur Kostendämpfung zu setzen.
Presseinformation: INNPATH GmbH
- pdf Datei:
- 5,144.0 KB
- Umfang:
- 146 Seiten
Bericht: INNPATH GmbH
Der Rechnungshof überprüfte von Jänner 2024 bis Juni 2024 die Innpath GmbH in Innsbruck, ein Unternehmen im Alleineigentum der Tirol Kliniken GmbH mit dem Aufgabenschwerpunkt pathologische Leistungen. Prüfungsziel war,
• die pathologische Versorgung durch die Innpath GmbH und die Medizinische Universität Innsbruck darzustellen und zu beurteilen,
• die Auswirkungen der Gründung der Innpath GmbH auf Leistungen, Forschung und Lehre sowie
Ausbildung (Facharztausbildung Pathologie) der Medizinischen Universität Innsbruck zu analysieren,
• die Kooperation zwischen der Tirol Kliniken GmbH und der Medizinischen Universität Innsbruck im Bereich der Pathologie zu beurteilen und
• Organisation, Gebarung, Leistungen, Personal, Compliance und Qualitätssicherung der Innpath GmbH zu analysieren.
Der überprüfte Zeitraum umfasste im Wesentlichen die Jahre 2018 (Gründung der Innpath GmbH) bis 2023. Bei Bedarf ging der Rechnungshof auf frühere (zum Beispiel Hintergrund der Gründung der Innpath GmbH) oder spätere Entwicklungen ein.