Rechnungshof Österreich sieht hohen Verbesserungsbedarf bei Diabetes-Prävention und-Versorgung

18.10.2019 - Eine weitere Prüfung befasste sich mit AustriaTech-Mobilitätstechnologien und Innovationen

Der Mittelwert des Body-Mass-Index aller Stellungspflichtigen im Zeitraum 1980 - 2017 stieg von 22,1 im Jahr 1980 auf 23,7 im Jahr 2017 an. Es ist ein Ost-West-Gefälle festzustellen. Über den gesamten Zeitraum waren die Werte im Osten höher als im Westen. - Copyright:

Der Rechnungshof Österreich hat heute folgende Berichte veröffentlicht: 

  • AustriaTech - Mobilitätstechnologien und Innovationen
  • Diabetes-Prävention und -Versorgung

Im Bericht „Diabetes–Prävention und –Versorgung“ weist der Rechnungshof Österreich auf qualitative Probleme bei der Versorgung von an Diabetes Typ 2 erkrankten Personen, auf Defizite in der Prävention sowie auf die schlechte Datenlage hin. 

Von Diabetes Typ 2 waren laut Hochrechnungen der Krankenversicherungsträger im Jahr 2016 österreichweit rund 506.700 Personen betroffen. Schätzungen zufolge sind bis zu 294.000 Diabetes Typ 2–Erkrankungen in Österreich nicht diagnostiziert.

Diabetes ist wegen der Zunahme der Erkrankungen, der gesundheitlichen Beeinträchtigung und den finanziellen Folgen eine wesentliche Herausforderung für das österreichische Gesundheitswesen. Geprüft wurde im niedergelassenen Bereich mit Schwerpunkt auf die Niederösterreichische und Tiroler Gebiets-krankenkasse und zwar in den Jahren 2013 bis 2017.

Unvollständige Datenlage 

Diabetes Mellitus Typ 2 ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die sich durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel zeigt. Exakte Zahlen über die Betroffenen existieren nicht. In Österreich wird die Anzahl der Diabetikerinnen und Diabetiker mittels Auswertung der entsprechenden Heilmittelbezüge bei den Krankenversicherungen errechnet. Demnach ist im Zeitraum von 2013 bis 2016 die Zahl der Erkrankten um etwa zehn Prozent von rund 461.484 im Jahr 2013 auf rund 506.690 im Jahr 2016 gestiegen. Der Rechnungshof Österreich empfiehlt, valide und vollständige Datengrundlagen zu Diabetes zu schaffen. Zudem sollten regionale und geschlechtsspezifische Besonderheiten analysiert und bei Prävention und Versorgung berücksichtigt werden. So zeigt etwa der Österreichische Diabetesbericht 2017, dass ein niedriger Sozialstatus bei Frauen mit einem höherem Diabetes–Risiko einhergeht.  

Nur 13 Prozent nehmen an strukturiertem Behandlungsprogramm teil 

Seit dem Jahr 2007 besteht in Österreich das Disease Management Programm-Diabetes (DMP) „Therapie Aktiv – Diabetes im Griff“ zur strukturierten Versorgung 
von diagnostizierten Diabetikern. Eine einheitliche Behandlung soll damit gewährleistet werden.

Im DMP–Diabetes ist etwa eine jährliche Augenhintergrunduntersuchung vorgesehen. Ende 2017 waren österreichweit 66.000 Personen in dieses Programm eingeschrieben. Das entspricht rund 13 Prozent der Erkrankten. Zum Vergleich: In Deutschland waren im Vergleichszeitraum 50 Prozent der Diabetikerinnen und Diabetiker in ein solches DMP–Programm eingeschrieben. 

Der Rechnungshof Österreich stellt kritisch fest, dass in Niederösterreich rund drei Viertel der Vertragsärztinnen und –ärzte für Allgemeinmedizin bzw. Innere Medizin nicht am DMP–Diabetes teilnahmen. Tirol hatte 2017 ein Pilotprojekt mit zwölf Medizinerinnen und Medizinern begonnen. 

Telegesundheitsdienste zur besseren Überwachung der Vitalfunktionen

Die Einführung von Telemonitoring, damit ist die Überwachung der Vitalfunktionen von Erkrankten ohne Ordinationsbesuch gemeint, war Teil des Bundes–Zielsteuerungsvertrages 2017. Zur Zeit der Gebarungsprüfung bestand kein flächendeckendes Telemonitoring–Angebot. Auch im DMP–Diabetes war Telemonitoring nicht integriert. 

Entsprechende Pilotprojekte der Tiroler Gebietskrankenkasse und der Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau zeigten jedoch positive Ergebnisse. Die regelmäßige digitale Dokumentation von Messwerten sowie die Kontrolle der Vitalparameter (zum Beispiel Blutzucker) durch die behandelnde Ärztin/den behandelnden Arzt sorgte für mehr Patientensicherheit. Weitere Vorteile: Verbesserung der Versorgungs– und Lebensqualität, Minimierung von Risiken auf Folgeerkrankungen sowie eine verbesserte Datenlage. 

Telemonitoring kann den direkten Arztkontakt nicht ganz ersetzen, jedoch bei der Behandlung von Diabetes eine sinnvolle Ergänzung sein. Daher empfiehlt der Rechnungshof Österreich, Telegesundheitsdienste zeitnah einzurichten.

Defizite bei Früherkennung und Prävention 

Neben der Vorsorgeuntersuchung – an der im Jahr 2016 rund 990.000 Versicherte teilnahmen – existiert in Österreich keine weitere flächendeckende Initiative zur Früherkennung von Diabetes. Jedoch: Die Anzahl der nicht diagnostizierten Erkrankungen wird laut Österreichischem Diabetesbericht 2017 österreichweit auf rund 147.000 bis 294.000 geschätzt. 

2017 erstellte das Gesundheitsministerium eine Diabetes-Strategie. Ihr Ziel: 
Die Zahl der Diabetes-Erkrankungen zu verringern. Bei wichtigen Risikofaktoren wie falsche Ernährung, Bewegungsmangel, Alkohol- und Nikotinkonsum zeigte sich jedoch keine Verbesserung. 2016 waren rund 15 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher adipös, Tendenz seit 2006 steigend. 

Der Rechnungshof Österreich analysierte außerdem die Daten der Stellungspflichtigen. Der durchnittliche Body–Mass–Index der jungen Männer stieg von 22,1 im Jahr 1980 auf 23,7 im Jahr 2017. 

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Die Salzzufuhr und den Zuckerzusatz zu verringern sind Ziele im Nationalen Aktionsplan Ernährung. 2011 hat das Gesundheitsministerium mit der Bäckerinnung eine Vereinbarung zur freiwilligen Reduktion des Salzgehalts in Brot und Gebäck getroffen. In Folge verringerte sich der Salzverbrauch von 2010 bis 2015 um rund 82 Tonnen. Der Rechnungshof empfiehlt dem Gesundheitsministerium, eine ähnliche Vereinbarung zur Verringerung des Zuckeranteils mit der Lebensmittelindustrie anzustreben.

Presseinformation: Rechnungshof Österreich sieht hohen Verbesserungsbedarf bei Diabetes–Prävention und –Versorgung

pdf Datei: 
1,706.1 KB
Umfang: 
78 Seiten

Bericht: Diabetes-Prävention und -Versorgung

Der Rechnungshof überprüfte von Februar bis Juni 2018 die Diabetes–Prävention und –Versor­ gung im niedergelassenen Bereich.

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pdf Datei: 
1,071.3 KB
Umfang: 
88 Seiten

Bericht: AustriaTech – Gesellschaft des Bundes für technologiepolitische Maßnahmen GmbH

Der Rechnungshof Österreich überprüfte von April bis Juni 2018 die AustriaTech – Gesellschaft des Bundes
für technologiepolitische Maßnahmen GmbH.

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Zentrale Empfehlungen

  1. Die AustriaTech – Gesellschaft des Bundes für technologiepolitische Maßnah­men GmbH sowie das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Techno­logie sollten die bestehenden Schnittstellen zwischen der Gesellschaft und dem Ressort klar strukturieren und die festgelegte Aufgabenverteilung schriftlich dokumentieren. 

  2. Im Sinne einer transparenten Budgetierung und Verrechnung wäre die Erhö­hung des Personalstands im Ministerium durch Überlassungsverträge zu vermeiden. 

  3. Die AustriaTech – Gesellschaft des Bundes für technologiepolitische Maß­nahmen GmbH sollte einen möglichst hohen Anteil an innovativen Projekten anstreben, um durch die Umsetzung von Innovationsthemen den Nutzen für die Bürgerinnen und Bürger nachhaltig zu sichern bzw. zu steigern.