Filmakademie: Frauen bei Masterstudien und Universitätspersonal unterrepräsentiert

05. Mai 2023 – Trotz guter Betreuungsverhältnisse verzeichnet die Filmakademie vergleichsweise wenig Abschlüsse

Unter anderem aufgrund einer Anregung von Bürgerinnen und Bürgern prüfte der Rechnungshof die Filmakademie Wien. Die gute Nachricht: Studierende konnten auf Festivals mit ihren Filmprojekten reüssieren. Von der Filmakademie wurden sie dabei unterstützt, an nationalen und internationalen Wettbewerben teilzunehmen. Allerdings sieht der Rechnungshof Verbesserungsbedarf, etwa was die Studienaktivität betrifft. Trotz guter Betreuungsverhältnisse verzeichnet die Filmakademie vergleichsweise wenig Abschlüsse. Und vor allem in Masterstudien zeigt sich ein deutlicher Männerüberhang. Auch beim Universitätspersonal sind die Frauen unterrepräsentiert. Geprüft wurden die Studienjahre 2016/17 bis 2020/21.

Die Filmakademie ist eines von 25 Instituten der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw). Insgesamt bietet sie fünf Bachelor- und sechs Masterstudien an. Im Studienjahr 2020/21 waren an der mdw 2.825 ordentliche Studien belegt, 264 davon an der Filmakademie.

Geschlechterverhältnis bei Neuzulassungen zunächst ausgewogen

Die Bachelorstudien waren fast zur Hälfte – nämlich zu 47 Prozent – von Studentinnen belegt. Unterrepräsentiert sind Studentinnen bei den Masterstudien: Hier lag der Frauenanteil bei 34 Prozent. Der Rechnungshof führt das darauf zurück, dass mehr Studentinnen als Studenten ihr Studium abbrachen. Positiv halten die Prüferinnen und Prüfer des Rechnungshofes fest, dass das Geschlechterverhältnis sowohl in den Bachelor- als auch in den Masterstudien zunächst ausgewogen war.

Der Rechnungshof empfiehlt der mdw, für die Masterstudien die Ursache der Diskrepanz zwischen einem relativ ausgewogenen Geschlechterverhältnis bei den Neuzulassungen und einem wesentlich geringeren Frauenanteil bei den belegten Studien zu erheben und daraus Maßnahmen abzuleiten.

Auch beim Universitätspersonal an der Filmakademie sind Frauen mit einem Anteil von 31,9 Prozent unterrepräsentiert. Der Frauenförderungsplan der mdw wurde weitgehend nicht erreicht.

Wenig Studienabschlüsse, lange Studiendauer

Pro Jahr schlossen durchschnittlich zehn Personen das Bachelorstudium und vier Personen das Masterstudium ab. Die durchschnittliche Studiendauer der laut Curriculum sechssemestrigen Bachelorstudien betrug zehn Semester. Die viersemestrigen Masterstudien wurden durchschnittlich binnen zwölf Semestern absolviert. In der Studienrichtung Buch und Dramaturgie gab es seit dem Studienjahr 2013/14 keine Master-Studienabschlüsse mehr. An der Filmakademie wurden im überprüften Zeitraum 71 Prozent der Bachelorstudien und 39 Prozent der Masterstudien prüfungsaktiv betrieben. Das heißt, die Studierenden erwarben mindestens 16 ECTS-Punkte pro Studienjahr.

Der Rechnungshof hält kritisch fest, dass die Filmakademie trotz einer günstigen Betreuungsrelation eine unterdurchschnittliche Prüfungsaktivität und eine geringe Anzahl von Abschlüssen verzeichnete. Laut einer Befragung unter Absolventinnen und Absolventen führten Erwerbstätigkeit aber auch organisatorische und strukturelle Hürden zu längeren Studienzeiten. Der Rechnungshof empfiehlt, organisatorische und strukturelle Hürden zu orten und Maßnahmen zur besseren Studierbarkeit an der Filmakademie zu setzen.

Problematisches Feedback

An der mdw werden alle fünf Jahre die Lehrveranstaltungen eines Instituts evaluiert. An der Filmakademie war dies im Sommersemester 2016 sowie im Wintersemester 2020/21 der Fall. Durch dieses lange Intervall entgingen relevante Informationen zu den Rahmenbedingungen und der Qualität der Lehre. In erster Linie dienten Lehrveranstaltungsevaluationen den Lehrenden als Feedback. Bei einem problematischen Feedback war eine Reaktion der für Lehre zuständigen Vizerektorin vorgesehen – in der Regel ein persönliches Gespräch. Nachdem ein Lehrender auf die Einladung zu einem Gespräch mit Unverständnis reagiert hatte, nahm die Vizerektorin davon Abstand. Gegenstand des problematischen Feedbacks waren herablassende und sexistische Äußerungen gewesen.

Grundsätzlich sind an der Filmakademie seit dem Jahr 2016 Gehalts-Vorrückungen der Professorinnen und Professoren an personenbezogene Evaluationen gebunden. In Einzelfällen kam es zu Vorrückungen ohne eine solche Evaluation.
Verbesserungsbedarf sieht der Rechnungshof außerdem bei der Meldung von Nebenbeschäftigungen. Im Rahmen von Filmproduktionen außerhalb der mdw unterblieben beispielsweise sehr oft Meldungen von Beschäftigungen. 

Mängel bei Abrechnungen

Unter bestimmten Bedingungen stehen Studierenden Budgets für ihre Filmprojekte zur Verfügung. Bei der Überprüfung der Belege, die die Studierenden für die Abrechnung vorlegten, stellte der Rechnungshof eine Reihe von Mängeln fest. Teilweise gab die Leitung der Filmakademie Belege zur Auszahlung frei, obwohl nicht alle Voraussetzungen dafür vorlagen. Zudem war aufgrund der unübersichtlichen Projektabrechnung ein Controlling nur erschwert möglich.

Der Rechnungshof empfiehlt, Belege zur Auszahlung nur dann freizugeben, wenn sie den gesetzlichen und internen Regelungen entsprechen. Zur Zeit der Prüfung war außerdem die Einführung des Internen Kontrollsystems noch nicht abgeschlossen.

Nach dem Tod eines Professors im Mai 2017 erhielt die Filmakademie ein Legat in der Höhe von 100.000 Euro. Ein Verein wurde gegründet. Der Zweck: Die finanzielle Unterstützung von einzelnen Studierenden und Studierendenprojekten sowie die Pflege von nationalen und internationalen Kooperationen. Fünf Jahre nach Ableben des Erblassers wurde diese Zuwendung noch nicht in seinem Sinne verwendet.


Presseinformation: Filmakademie Wien

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Umfang: 
126 Seiten

Bericht: Filmakademie Wien

Der Rechnungshof überprüfte von September 2021 bis Februar 2022 die Filmakademie Wien – Institut für Film und Fernsehen an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Prüfungsziel war die Beurteilung der Tätigkeit der Filmakademie als Ausbildungsstätte für angehende Filmschaffende und Filmwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, der Administration im Hinblick auf Personal- und Ressourceneinsatz sowie auf Compliance, der finanziellen Situation, der Kooperation mit Fördervereinen sowie der Wahrnehmung der Steuer- und Kontrollfunktion der Universität für Musik und darstellende Kunst über die Filmakademie. Der überprüfte Zeitraum umfasste die Jahre 2016 bis 2020 bzw. die Studienjahre 2016/17 bis 2020/21.

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